Unser Interviewpartner:
Jörg Böcherer ist gelernter Kaufmann und Heilerziehungspfleger. Im Jahr 2012/2013 absolvierte er die Weiterbildung zum Personalreferenten an der afw Wirtshaftsakademie Bad Harzburg. Seit Mitte 2013 ist er als Heimleiter in einem Pflegeheim tätig und auch für Personalfragen zuständig.
Hallo Jörg, Du hast Dich für den Beruf des Personalreferenten entschieden. Die Weiterbildung erfolgte als Fernstudium an der afw Wirtschaftsakademie Bad Harzburg. Wieso Personalreferent und wieso die afw Wirtschaftsakademie Bad Harzburg?
Jörg Böcherer: Vor dem Studium bei der afw hatte ich bereits begonnen, den Bachelorstudiengang Wirtschaftspsychologie zu absolvieren. Nach dem ersten Semester habe ich bereits gemerkt, dass die Inhalte in eine Richtung führten, die ich nicht wollte, bzw. andere Themen, die mich interessierten zu kurz kamen. Letztlich wollte ich in Richtung "Personal, Personalmanagement / -entwicklung" usw. Ich erinnerte mich aus einem Bewerbungsgespräch, dass die Personalerin ebenfalls bei der afw war. Preis-Leistung und Inhalt haben mich überzeugt. Letztlich also durch Mund-zu-Mund-Werbung und ein gutes Gespräch mit dem dortigen Leiter.
Welche Kompetenzen sollten Deiner Meinung nach Interessenten für die Weiterbildung zum Personalreferenten mitbringen?
Jörg Böcherer: Grundsätzlich Interesse an der Arbeit mit Menschen, Einfühlungsvermögen, grundlegendes Verständnis und eine Affinität für die Psychologie der (zwischenmenschlichen) Kommunikation. Außerdem kann es meiner Meinung nach nur von Vorteil sein, wenn man strukturiert arbeiten und Arbeitsprozesse und Probleme prozessorientiert analysieren kann. Vieles kann man sich theoretisch aneignen. Gewisse Grundhaltungen und berufliche Vorerfahrungen helfen einem aber und erleichtern die Weiterbildung. Meine vorherige Weiterbildung in der Systemischen Beratung war mir eine wichtige Grundlage.
Um zur Abschlussprüfung zugelassen zu werden, sind eine abgeschlossene Berufsausbildung sowie 3 Jahre Berufserfahrung oder ein abgeschlossenes Studium notwendig. Wie sah Dein beruflicher Werdegang vor der Weiterbildung aus?
Jörg Böcherer: Im Grundberuf bin ich Kaufmann. Nach dem Wehrdienst absolvierte ich eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger. In diesem Berufsbild habe ich letztlich nun 10 Jahre gearbeitet. Während dieser Tätigkeit bildete ich mich in einer 3-jährigen berufsbegleitenden Weiterbildung zum Systemischen Berater (IB) weiter und zuletzt dann, nach einem halbjährigen Studienabstecher, das Fernstudium bei der afw.
Warum hast Du Dich für die Weiterbildung in Form eines Fernstudiums entschieden? Welche Vor- und Nachteile siehst Du bei einem Fernstudium und wie läuft das Fernstudium in der Praxis zu Hause ab?
Jörg Böcherer: Die Vorteile liegen auf der Hand: Verheiratet, Kinder, 100 % Job + Nebenjob … da geht fast nichts anderes mehr als ein Fernstudium, in dem man sein Pensum selbst einteilen kann. Vorteile bei der afw sind tatsächlich, dass man sich´s frei einteilen kann und außer den Studienaufgaben und der Abschlussprüfung keine Prüfungen zu absolvieren hat. Man kann die Seminare / freien Seminare nutzen und besuchen, muss aber nicht. Bei mir lief das Studium vorwiegend abends oder vor dem Spätdienst am Vormittag, gelegentlich auch mal ab 5:00 Uhr eine Stunde (war für mich eigentlich am effektivsten). Die Studienbriefe habe ich mir in einer anderen Reihenfolge vorgenommen, das geht, sodass es mich motivierte.
Wie ist das Studium inhaltlich aufgebaut? Welche Studienschwerpunkte hat Dir die Weiterbildung vermittelt? Gibt es Spezialisierungsmöglichkeiten innerhalb der Weiterbildung?
Jörg Böcherer: Spezialisierungen gab es keine, zumindest nicht in der Auswahl. Hat mich ein Thema besonders interessiert, habe ich mich selbst tiefer eingelesen. Vor allem wusste ich ja, in welche Richtung es gehen sollte und was für mich wichtig sein würde.
Schwerpunkte waren u.a. (auch für mich wichtig) der komplette Personalkreislauf, Führungsthemen und Arbeits- und Sozialrecht sowie Grundlagen in der Betriebswirtschaft.
Wie war das Verhältnis von theoretischer Wissensvermittlung und praktischer Anwendung während des Fernstudiums?
Jörg Böcherer: Die praktische Anwendung liegt natürlich am jeweiligen Beruf bzw. der Praxisstelle, in der man sich befindet. Das liegt an jedem selbst. Das Vorbereitungsseminar zur Prüfung war sehr praxisorientiert und mit guten Beispielen gespickt. Die Studienbriefe bestehen hauptsächlich aus Beispielen aus der Wirtschaft. Ich konnte für mich aber einen guten Transfer in den sozialwirtschaftlichen Bereich herleiten.
Wie läuft die Abschlussprüfung ab, welche Inhalte werden geprüft, wie wird geprüft und wie wird auf die Prüfung vorbereitet?
Jörg Böcherer: Zur Vorbereitung wird ein 2-tägiges Vorbereitungsseminar, welches direkt vor dem Prüfungstag absolviert werden kann, angeboten. Hier kommen die wichtigen Themen nochmal konkret zur Sprache und können verinnerlicht werden. Die Referenten waren in meiner Vorbereitung alle sehr kompetent und aus der Praxis kommend. Ich kann das Seminar empfehlen.
Die Prüfung erfolgt dann schriftlich in 4 von 16 Studienbrief-Themen. Meiner Meinung nach fair und gut zu meistern.
Im Personalwesen sind gute EDV-Kenntnisse unabdingbar. Personalinformationssysteme (SAP oder Datev) gehören zum Standardprogramm. Gibt es Einführungskurse in diese Programme während des Studiums?
Jörg Böcherer: Nein, es gab keine Einführungskurse. Programme wurden beim Thema Personal-Informationswirtschaft behandelt. Ob es Begleitseminare im Angebot der afw hierzu gibt, weiß ich nicht. Ehrlich gesagt, wäre das für mich auch keine unabdingbare Priorität im Studium und in der Tätigkeit als Personalreferent. Das Studium vermittelt Grundkenntnisse in diesem Bereich, die richtige Haltung erscheint mir wichtig.
Hat Dich Dein Studium bestmöglich auf den Beruf des Personalreferenten vorbereitet? Welche Inhalte sollten vertieft werden oder fehlten in der Weiterbildung ganz?
Jörg Böcherer: Meine Wunschstelle, nämlich die eines Heimleiters, habe ich auch auf Grundlage, dass ich das Studium absolviere und es als Kompetenzerweiterung angesehen wird, erhalten. Von den erfahrenen Kenntnissen profitiere ich jeden Tag. Allerdings müssen sie ständig ergänzt und aktualisiert werden, man kann sich also nicht darauf ausruhen. Ich hätte gerne das Thema "Kommunikation" vertieft, auch da es mir liegt. Weiter hätte ich ein paar andere Methoden innerhalb mancher Briefe ausgewählt (z.B. nicht die Transaktionsanalyse) aber das ist ja auch eine Typsache. Ich finde, für die angebotene Zeit und in Betracht des Preis-Leistungsverhältnisses ist das Fernstudium bei der afw schon gut ausgelegt.
Wie schätzt Du die Berufsaussichten beziehungsweise Karrierechancen nach der Weiterbildung zum Personalreferenten ein? Ist die Weiterbildung bei Arbeitgebern anerkannt? Hat Dich die Weiterbildung beruflich vorangebracht?
Jörg Böcherer: Ja, wie berichtet, arbeite ich nun als Heimleiter und habe täglich mit Personalien (inkl. Recht, Finanzen usw.) zu tun. Ohne das Studium hätte ich den Job vermutlich nicht bekommen. Inwieweit die Weiterbildung anerkannt ist, hängt sicherlich vom jeweiligen Unternehmen und vom Umfang des angebotenen Jobs selbst ab. "Personalreferent" ist ja kein geschützter Berufsbegriff, sondern beinhaltet je nach Jobangebot eine sehr unterschiedliche Bandbreite. Ich denke, für einen Job als Personalchef oder Personalentwickler bei VW wird es nicht reichen, könnte aber je nach Vorqualifikation und weiteren Bildungsmaßnahmen ein Schritt in die richtige Richtung sein. Ich sehe das Fernstudium "Personalreferent" eher als Zusatzqualifikation für zusätzliche Kompetenzen und nicht als Grundausbildung. Als Personaler sollte man meiner Meinung nach etwas mehr Berufserfahrung mitbringen oder sich zusätzlich aneignen.